“Heimatsgeflüster I”

“Heimatsgeflüster” heißt die neue, lose Beitragsserie über Heimat- Gedanken, Geflüstertes und Gelesenes, Gesammeltes. Der Wanderflaneur geht wahrnehmend auf Spurensuche, sammelt und reflektiert darüber- und lädt zur Mit-Reflektion ein..

I

Unweigerlich läuft es einem über den Weg, während man wandert oder flaniert. Vielleicht wollte man es garnicht in den Mund nehmen oder in die Gedanken.. einfach losstiefeln und geplant/ungeplant entdecken und wahrnehmen, ja das wollte man.

Und dann kommt es längs, das Wort, geballt. Allerspätestens mit dem irrigen Glauben, das Land mit den wenigsten Flüchtlingen sei “überfremdet”, und der Notsituation nur mit der  Installation eines #Heimatministeriums  bei zu kommen.  Und der damit einhergehenden Rehabilitation des Gefühls “Heimat” hinein in diffuses Gedankengut.

Und da “Etwas ja für etwas steht”.. kommen mutmaßliche “Heimat implizierende Medien” dazu.

II

Ein erstes Fundstück im Zug. Die VdK Zeitung, gedruckte  Heimat des  “Verband der Kriegsbeschädigten, Kriegshinterbliebenen und Sozialrentner” . Mit 1,9 Millionen Mitglieder der stärkste Sozialverband Deutschlands. Was sie zum Thema sagen hört sich im Titel der September Ausgabe 2018 so an:

VERLOREN, VERLASSEN und WIEDERGEFUNDEN

In dem Bericht folgen Mitglieder -Geschichten über im Krieg verlorene Heimat, die Wahlheimat die keine richtige wurde, die zurückgewonnene Heimat, die nicht mehr die alte war. Geschichten von früher- kann das Heimat im Jetzt sein frage ich mich.  Undf: wie gehzt mensch mit der “Heimat” um, wenn sie nur rückwärtig positiv ist. Wo lebt man im “Jetzt” und in Zukunft?

Heimat- darunter kann sich jeder etwas vorstellen

Was Heimat bedeutet, erfährt man oft, wenn man sie verloren hat

Heimat bedeutet für mich, Rückzug aus dem stressigen Alltag

III

Der zweite  vorläufige Input- ein Artikel einer bekannten deutschen Illustrierte, den mir eine werte Freundin aus ihrem Urlaub  mitbringt. Sie habe den Artikel in einem Nordsee- Urlaub gelesen, “An der Nordsee, das ist fast Heimat für mich ” sagt sie. “Auch wenn der starke Wind das Zelt fast mitgenommen hätte” – das Heim weggeweht. Ein spannendes Bild.

Über Jahrzehnte galt der Begriff als vergiftet, das dazugehörige Gefühl ohnehin. Nun ist es plötzlich cool

So heißt es zu Beginn des Artikels. Entsprechend dem Charakter  der Zeitschrift kommen Menschen mit  Statements zu Wort. Einige merkenswerte nun folgend:

Heimat, das gibt´s gar nicht für mich.Ich lebe mal hier mal dort. Doch wer die 40 überschritten hat, spürt: So viele Lebensorte wird es jetzt nicht mehr geben. (Juli Zeh, dt.Schriftstellerin)

Heimat ist, wenn der Blick nicht auf irgendeinen Berg fällt, sondern auf einen ganz bestimmten. (Marcus Lanz, dt. Fernsehmoderator)

Da habe ich auf diesen Platnet runtergeschaut, und gedacht, das ist meuine Heimat, da unten.(Alexander Gerst, dt.Astronaut, über den Anblick auf die Erde von der Raumstation ISS)

Hotel ist das Gegenteil von Heimat (Robert Habek, Vorsitzender Bündnis 90 /Grüne)

Heimat ist Ausdruck einer mentalen Krise

Merke auf: Heimat ist vielfältig, vielschichtig und ganz schön individuell.

IV

Und dann kommt ein Liadl daher, dessen visueller Inhalt sehr lecker aussieht, der Text indes macht stutzig..

Audrey brachte mich auf den schmackhaft nachdenklich-nachhaltigen Ohrwurm in ihrem lesenswerten Feedback zur Blogparade Darin heisst es:

Zuhause bist immer nur Du.. ich hab keine Heimat , ich habe nur Dich

Heimat und Zuhause fokussiert  auf “eine Person”..auf ein Gefühl aus der Vergangenheit kommend in die Gegenwart hinein – kann das eigentlich gut gehen?

V

Das im September zu Neuwied durchgeführte projek+ION förderte, mit etwas Abstand betrachtet, andere Perspektiven zu Tage. In der leer geräumten St. Matthiaskirche Neuwied füllten Künstler die Leere- ein spannendes Projekt. Im Rahmen dessen konnte ich Interviews mit den Veranstaltern und den Künstlern führen. Aus diesen blieben mir in Gesprächen (siehe Podcast) vorallem zwei Zitate sehr lebendig im Kopf.

Bevor der Mensch seine geographische Heimat definiert, sollte er sich selbst, in Körper und Geist heimisch fühlen.

Wir brauchen einen dynamischen Heimatbegriff- einen der zukunfstorientiert  vom “Ankommen” spricht– nicht von der Abreise oder dem, was wir hinter uns gelassen haben

VI

Genug für den Moment- Zitate sacken lassen. Nachdenken und Hinspüren. “Geklärt ” ist noch nichts- ich glaube, das ist menschlich, das Ungeklärte. Wir brauchen das. Oder wie sieht das die Leserschaft?

3 Kommentare

  1. Heimat ist für mich dort, wo ich mich als Teil “des Ganzen” – mir reicht meine Stadt – fühlen kann

    PS Die Zeitschrift las ich auch – mir gefiel (“damals” schon) Robert Habek´s:
    Hotel ist das Gegenteil von Heimat – DANKE für`s erinnert werden!

  2. ein schöner Kommentar von B.Schnell (kirchwege.net) kam per twitter @Wander_Flaneur, vielen Dank ! :

    Was ich am besten kenne, ist meine Heimat: Modelleisenbahnlandschaft. Katholizismus. Wandern vor der Haustür. Seniorenbeiratsmitglieder. Ingenieure.” “Was Ihr …, ist Eure … : Blogger. Rucksack. Follower (auch von @Kirchwege?). Fußwege. Journalisten. Bezwinger der Landschaft. Buddhismus. “Was Du vielleicht …, ist vielleicht Deine … : Stille. Skifahren. Lieder. Wald. Schimpfen. Da, wo …”

    und hier bittet Herr Schnell um Ergänzung..))

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