I Prelude
Vorfreude und Neugier genügten, die 7 Meilen Stiefel an diesem Samstag anzuziehen. Denn es ging zu Claudia´s und Achim´s Sagenwanderung im Koblenzer Stadtwald. Die beiden Wanderführer Claudia Herr und Achim Goedert hatten sich bei einer Ausbildung zum “Zertifizierten Natur – und Landschaftsführer sowie zum “European Walk Leader” kennengelernt, die sie im Sommer 2018 absolvierten. Das erst frisch begonnene Wanderkonzept will neue Wege gehen und klingt vielversprechend:
Zusammen mit euch möchten wir den Hunsrück und die Rhein-Region erforschen und dabei bekannte und unbekannte Sagen, Mythen und Märchen hören und vielleicht sogar erleben. Auch die Kulinarik wird bei der ein oder anderen Wanderung eine Rolle spielen.
Quelle: https://www.facebook.com/sagenwanderungen/
Lasst euch überraschen, wir haben viele Ideen!
“Ideenreichtum, lokal Literarisches, Kulturgut trifft Wandern” rauscht es dem Wandeflaneur durch den Kopf, schmunzelnd. Mea gusto !
Claudia kenne ich schon eine Weile virtuell als Wanderbloggerin. Auf der Homepage aktiv-durch-das -Leben, die sie mit Anita Becker nicht nur schreibt, sondern auch “erwandert”, geht es bereits aktiv und sehr informativ zu. Auf dem Tourismus Barcamp 2018 in Boppard konnten wir uns auch real kennenlernen. So gibt es auch wanderkollegiale Vorfreude auf ein Wiedersehen, und ein bisschen “Mitfiebern”, ob das Konzept auch “aufgeht”.
II Der Start
In den Koblenzer Stadtwald ging es heuer. Und dort um den Kühkopf herum. In der Vorrecherche verrät Wikipedia eine Vorahnung was den Wald charakterisiert. Knapp zusammengefasst etwa so:
Das erschlossene Waldgebiet, liegt linksrheinisch und gehört zum Stadtteil Karthause. an der Peripherie der Hunsrückhöhen. gelegen. Das Naherholungsgebiet umfasst ein verzweigtes Wanderwegenetz. Der Kühkopf ist mit 382 m die höchste Erhebung. Auf dessen Kuppe thront der Fernmeldeturm.
Am Treffpunkt, dem Parkplatz des Forsthaus Kühkopf (1842 erbaut, jetzt eine Gaststätte) fanden sich zwanzig Teilnehmer ein. Aufstellen im Halbkreis, beäugen und kennenlernen. Ein bunter Trupp gemischten Alters ward da zu sehen. Männer wie Frauen, Kinder, und sogar Hunde. Aus allen Himmelsrichtungen waren sie gekommen, um heute ebenfalls mitzuwandern: Ob Westerwald, Hunsrück oder vom Rhein. Durch Mundpropaganda oder durch das “soziale Netz” hatten sie von der Wanderung neugierig werden lassen von dem Konzept. Die Wanderführer ihrerseits erst einmal “baff” über solch ein Feedback, übernahmen dann schnell ihren Part mit der Vorstellung des Wanderwegs und einem Plädoyer für vernünftiges, umweltschützendes Verhalten im Wald. Vor dem Startsignal bemerkte Achim mit der groooßen gelbleuchtenden Lampe fast im Nebensatz :
“Ach…. schön dass ihr Taschenlampen dabei habt- sonst kann ich Euch den Weg leuchten”.
Sodann setzte sich die Gruppe in Bewegung. Am Forsthaus Kühkopf mit der bunten, einladenden Leuchtreklame über der Eingangstüre ging es links vorbei den Berg hinan. Und dann ward es dunkel im Wald- ganz plötzlich. Mysteriös, heimelig ungewohnt wurde es.
III Dunkel
Zugegeben, ich bin lang nicht mehr im Dunkeln durch den Wald gewesen. Im soo dunklen Wald. Alleine macht es auch wenig Spaß. Jetzt ist eine Gruppe da – und das Bauchgefühl sagt, sie “trägt”.- Also hinein in neue Abenteuer. Und außerdem gab es ja “Licht”. Licht, das etwa zwei Meter den Weg vor den Füssen beleuchtete. Seitwärts die Baumstämme und das Unterholz, schemenhaft. Die Baumwipfel in der Höhe. Und dann blinkten noch Dickicht rote Punkte. Der Sendeturm.
Nun, wir hatten ja unsere Taschenlampen dabei, angeschaltet, und doch– der wandernde Augenmensch will ja wissen wo er ist. Wir Augenmenschen. Selbst der mitreisende Wanderblogger, der ja eigentlich auch das Wesen der Landschaft im Bild mit Wort und Bild festhalten wollte, findet sich im Wald leicht irritiert für einen Augenblick. Worüber schreibt man, wenn man nichts sieht? Eine Neu-Orientierung der Sinne: Hören und Fühlen traten in den Vordergrund. Den schwingenden Waldboden fühlen, obacht, manchmal rutschige Steine darauf. Das Murmeln der Gruppe im Ohr , hie und da eine kleine Windboe. Und dann: Stille. Mensch und Tier und Natur schweigen. In diese Wald-Sinnierung hinein, triumphierte es plötzlich:.. “HA, da ist meine Wetter-App doch nicht so schlecht, die hat nämlich genau JETZT Regen vorhergesagt ! ” und da macht es auch schon “platsch” auf Mützen und Regenmäntel. . Noch so eine Wahrnehmung: Regen. Es plätscherte weiter, ganz vorsichtig dann etwas ernsthafter. Der Buchenwald ist ja jetzt nicht mehr unbedingt ein “Blätterdach” im Winter, doch tapfere zwanzig WanderInnen schritten mutig voran.. denn die nächste Lesung wartete..
IV Lesungen im Wald als Kulturgut
Neben den Wandererfahrungen und Wahrnehmungen lag das Hauptohrenmerk der Veranstaltung auf den zu erwartenden “Lesungen”. Spannend hatten sich das Claudia und Achim ausgedacht: Nach einer Strecke Weges hielten sie die wanderlustige Schar an, und trugen Legenden, Sagen, Geschichten oder Tatsachenberichte vor, die mittel- oder unmittelbar mit der Region zu tun hatten. Zur Einstimmung etwa trug Claudia eine Sage vom Vater Rhein und seinem “Sein” in der Region vor.
Er, der Vater Rhein, blickte in ihr bisschen melancholisch und nachdenklichauf die Vorzeit zurück. Damals, als Feen, Zwerge und Drachen in der Region beheimatet waren und die Landschaft gestalteten. Wer sonst hätte zum Beispiel das Siebengebirge schaffen können? 🙂 “Und es war gut so, in dieser Vorzeit. Doch dann kam der Mensch, der den Zwergen das Gold nahm, und die Drachen besiegen wollte- oh Graus..”
Nachdenklich schritt mensch voran auf dem federnden Waldboden. ein bisschen ehrfürchtig. Die zweite Geschichte stammte auch “vom erzählenden Vater Rhein. Er, der allwissende Erzähler, blickt auf seine Region, diesmal etwas “lustiger”. Achim mit der gelben Lampe übernahm fortan einige Geschichten aus der Neuzeit.: Geschehnisse im Wald aus der frühen Neuzeit bis heute. Geschichtliche Bandbreiten eines Stück Heimat- “Was da alle passiert ist.. ach ja?” Man versteht wo man ist, ohne zu sehen. Dies um so mehr als Claudia plötzlich sagte:
“Macht doch jetzt mal die Lampen aus”
Natürlich bis auf den Vorleser folgten die Teilnehmer der Anweisung. Ein bisschen Lagerfeuer – Stimmung, knisternd und spannend. Ein bisschen “weiße regionale Flecken mit Farbe füllen, hörend.” Worte werden zu Sätzen, zu einer Geschichte, und geben der Region ein Gesicht.
V Die Rast an der eisernen Hand
Der Weg führt weiter parallel zur B 327, der Hunsrückhöhenstrasse, ehedem der “Römerstraße”. Auf der gegenüberliegenden Seite das Erholungsgebiet Remstecken. Auch hier gibt es einiges zu entdecken- doch das wird eine andere Geschichte. 🙂
Ein Hüttchen in Sicht- das menschliche Gehirn ist trainiert: Auge sieht Hütte, Körper fühlt, daß er friert, Durst und Hunger hat. Wie umsichtig und lecker: die beiden Gastgeber hatten Tee mitgebracht, und teilten gern. Merci vielmals.Da schmeckte das Käsebrot gleich doppelt gut. Ein bisschen Aufwärmen, Glieder strecken, ein kleiner Schwatz nach links und rechts, dann geht es weiter.
Nur ein paar Meter weiter stehen wir am Denkmal “Eiserne Hand”, Was es mit ihr auf sich hatte wurde von Achim erzählt. Eine “wahrlich wüste” Rittergeschichte, die sich da zugetragen hat.
Noch einmal ansetzen, links herum rechts, herum und dann gerade aus.. und das Dunkel des Waldes lichtete sich. Ein Haltepunkt der besonderen Art, denn das Auge konnte wieder sehen, “es ward Dämmerlicht” mit einer fantastischen Aussicht. Zwanzig Münder staunten, ein “Ohhh und Ahh ” machte die Runde. Wir kamen im definitiv richtigen Moment dort an. “”Fantastisch”, sagte auch Achim, der ja schon gestern da war, “aber da war es absolut nebelig”. Selbst für die Wanderführer eine Überraschung. Mitwanderin Sylvia hielt den Anblick treffsicher fest.
Der Augenschmaus wirkte sich auch auf die Gruppe aus- das ware spürbar. “Man hat etwas erlebt, einen Moment der in leuchtenden Farben daher kam.” Das rückte doch irgendwie zusammen, und so liess sich beschwingter den letzten Kilometer behende bergab gehen. Das Gasthaus Kühkopf im Blick, gab es, den Erzählkreis schliessend, ein Märchen von Claudia. Es passte wunderbar, denn Wahrnehmung 777 dieser Tour: es roch nach Essen. Hausmannskost, wenn mich nicht alles täuschte. Hungrig ward man erneut geworden, woher wussten das die Beiden ? 🙂 Am Gasthaus löste sich die Gruppe auf, nicht ohne einen großen Dank und Lobhudelei an Achim und Claudia kundzutun. Für jene die noch Zeit mitbrachten, ging es ins Restaurant, andere verliessen das Setting und fuhren nach Hause.
V Fazit
Des Wanderflaneur´s Fazit fällt durchweg positiv aus. Die Wanderung war ein Erlebnis der besonderen Art, die rundherum alle Sinne ansprach und von einem sympathischen Wanderführer – Duo Team gut vorbereite, durchdacht und durchgeführt wurde. Die beiden verstanden es zudem ihre literarischen “Stücklein Kulturgut”, treffsicher an die Wanderin und den Wanderer zu bringen. Schlussendlich: sie kannten sich im Dunkeln aus, ;-). Vielmehr, sie setzten diese gekonnt in den “Gruppenprozess Wanderveranstaltung” ein. Die Wanderung ist Hunde- familien- und kinderfreundlich, und hinterlässt Neugier und den Drang, nachzurecherchieren, über das Fleckchen Erde , auf dem mensch war. Gewiss wird es wieder besucht wird, dann auch mal bei Tageslicht, Mit dem geologischen Lehrpfad, dem Rittersturz und Remstecken in der Nähe sowie einer fest vorgenommenen Einkehr im Forsthaus Kühkopf, gibt es ja noch immer etwas zu entdecken.
Last but not least bieten Achim und Claudia ja auch weitere Wanderungen in heimatlich – regionalen Gefilden an. Eine stets aktuelle Übersicht gibt es auf ihrer Homepage. oder demnächst auch hier im Kalender. Unbedingt empfehlenswert , mitzuwandern ! Der Wanderflaneur liebäugelt schon mit der ein oder anderen Wanderung. Für Claudia und Achim seien ganz viele Mitwanderer, und weiterhin feine kreative Ideen zur Weggestaltung gewünscht ! #Glück_auf!
VI Mitmachen
Werte Leserschaft, gerne könnt ihr die Kommentarfunktion nutzen, um den Bericht zu bereichern. Jedes Statement ist willkommen. Folgende Fragestellungen als ” Feedbackhilfe”, 🙂
- Ward ihr bei der Wanderung dabei? Wie hat es Euch gefallen? Gibt es etwas, dass ihr ergänzen möchtet?
- “Dunkel im Wald”- eine Herausforderung? Wie erlebt ihr das- und habt ihr schonmal eine unglaubliche/lustige /gruselige Erfahrung gemacht ?
VI Weiterlesen
(auch hier.. ergänzende Links werden gern entgegengenommen und ergänzt !)
- Das Forsthaus Kühkopf – Gastronomie und Veranstaltungskalender
- Wo ist und was ist.. der Koblenzer Stadtwald- wikipedia weiss mehr
- ein Geocache im Stadtwald, und Hinweise auf den geologischen Lehrpfad
- die Sage von der Eisernen Hand Ritter Kuno
- ein Geocache im Stadtwald, und Hinweise auf den geologischen Lehrpfad
- die Homepage und der facebook – Auftritt der Sagen-Märchen-Mythen..Wanderer – keep informed and like it !