Matthiaskirche 01. – 28. September 2018
weitere Infos und Programm: www.projekt-ion.org
„Fülle leeren- Leere füllen“ – mit diesem Motto wagt die Matthiaskirche als katholische Stadtkirche Neuwieds ein interessantes Projekt: 120 Jahre nach Grundsteinlegung zog Ende August das Mobiliar und die Heiligen aus dem Gotteshaus. Die entstandene Leere wurde ab dem 01.09. für 28 Tage zur Aktionsfläche für Kunst und Kultur.
Erst wenn die Kirche leer ist, kommen wir Gott näher
Oliver Seis – Kaplan-
, Gott? Was für ein Gott ?- Wie kommt man ihm näher in einem, seinem leeren Haus, und wie erfüllend kann Leere sein? Der Wanderflaneur begibt sich einen Monat auf Wahrnehmungsreise, und zeigt hier seine subjektiv mediale Spurensuche.
I Kirche ausräumen- 18.08.2018
Am 20.08.2018 berichtete auch SWR aktuell über die Ausräumung.
II Die Eröffnung- 01.09.2018
Das geht ja schon früh los: Von Sonnenaufgang, bis Sonnenuntergang öffnete an diesem Samstag die Matthiaskirche ihre Tore. Mit drei Aktionen über den Tag verteilt wurde Eröffnung gefeiert. Das Tanztheater Momentum präsentierte eine Choreografie, die Aktionskünstlerinnen Stefanie Schmeink uind Violetta Richard liessen sich vom Raum inspirieren.
III Malerei- Orgel- Tanz Improvisation 05.09.2018
Ein kreatives anderthalbstündiges Projekt erwartete den Zuschauer an diesem Abend, das einer Kettenreaktion gleich kam: Die Künstlerin Stefanie Schmeink bemalte in ihrem Rythmus eine Leinwand. Ihr Schaffen inspirierte den Organist Sebastian Benetello zu einer Improvisation auf der Orgel. Sein Spiel inspirierte wiederum die Tänzer Dr. Fabian Chyle und Claudia Senoner zu zu einem Tanzvortrag durch die ganze Kirche, in dem sie es auch verstanden, die Zuschauer einzubinden. Die vier Künstler hatten sich zuvor noch nicht gesehen. „Eine kurze Absprache gab es, aber die Aufregung für diese Premiere war hoch“ kommentierte Stefanie Schmeink hinterher. Eine Aufregung die sich lohnte: Der Abend erzählte die Geschichte eines kreativen Schaffensprozesses, hin zu einer bunten, akustisch erfüllten und durch Bewegung gerüttelten Kirche.
Die Dynamik im Raum steigerte sich von Minute zu Minute. Es fing alles so „soft“ und kaum wahrnehmbar an, und plötzlich „floß“ die Aktion der Künstler temporeich. Was lag da näher, als das verbliebene „Inventar“ der Kirche mit einzubeziehen– wie etwa den Beichtstuhl.
Gegen Ende verwob sich das Tun der Akteure- die Tänzer erkundeten auf ihre Art das Werk der Malerin.
Zum Schluß gab es tosenden Ablaus der etwa 140 Zuschauer, und überglückliche Akteure.
IV La sacre de printemps – 06.09.2018
Das Tanztheater „Momentum“ gegründet in Thilo Moeck´s Theater- und Tanzschule Theater&Co feierte an diesem Abend Premiere mit Igor Strawinskys Werk. 1913. brachte das auf einer heidnischen Legende fussende Stück die „Harmonie gewohnten Ohren “ der Pariser Bürger leicht durcheinander.
Ich wollte das Stück immer angehen. Doch es war nie die richtige Zeit dafür. Jetzt war es soweit.
Thilo Moeck
Das Stück wird nicht im weltlichen Raum einer Oper aufgeführt, sondern im „heiligen, kirchlichen Raum“- und erntet großen Applaus. Premiere grandios geglückt.
V Poetry slam – 07.09.2018- ein Gastbeitrag
„Pooost für den Wanderflaneuur“ rief der Hase mit den schnellen Schuhen, und tatsächlich- da schenkt mir jemand selbstgemalte Werke für den Beitrag. Toll , einen herzlichen Dank werte Margit Lessing. Sie besuchte den poetry slam und dokumentierte ihn mit gemalten Bildern- Fantastisch !
So ist es doch möglich den Poetry Slam , an dem ich verhindert war, auch hier darzustellen- gelungen- was meint Ihr werte Leserschaft ?
V Konzert „Division“ – 08.09.2018
Das Trio um die Percussionistin und Soundartistin Nathalia Grotenhuis spielte Werke von Schönberg, Henze und Boulanger. Ein ungewohnter Akkustik-Mix aus Marimba, Gesang, Piano und Percussion. Den Wanderflaneur irritiert es positiv: den Staub von den hektischen Strassen der Stadt abklopfend kommt die Erdung beim Zu-hören.
VI Sonntagsruhe – 09.09.2018
Während einer Pause innerhalb meiner „Sonntagsarbeit“ , dem Videoschnitt an „Sacre de printemps“ (s.06.09.) besuche ich die Kirche. Es ist ein warmer Tag und das Licht in der Kirche schon wieder anders- herrlich. Bei Kaffee und leckeren Plätzchen entstehen Sonntags-Ruhe-Photos.
und nochmals Stefanie Schmeink´s Werk in Ruhe geniessen. Und wieder – in anderem Lichte gesehen wirken „Dinge“ einfach anders…
VII ION zum Hören 1-Interview mit Kaplan Oliver Seis
Mit dem Projekt ION startet auch mein Podcast, der „Ohrenflaneur“. In der ersten Episode konnte ich Kaplan Oliver Seis interviewen, der nicht nur sich selbst , sondern auch das Projekt ION vorstellt.
VIII Kirchenboden – Variationen
Der Boden der nun schon mehr als 14 000 Füsse hat spüren können, wie sie durch die Kirche „wandeln und flanieren“. – Eine Foto Impression. Margit Lessing steuerte kreative Impressionen von Kindern dazu. Danke, Margit !
IX ION zum Hören 2 – Interview Bischof Dr.Stephan Ackermann
Nach einem Rundgang duerch die „Projekt- Kirche“ , einer Diskussionsrunde und einem gemeinsam gestaltetem Abend-ausklang fand Bischof Ackermann Zeit, für ein kurzes Interview.
X Künstlerportrait 1: „Der Herr der Punkte“ – Andreas Reichel
Konzentriert kniet ein Mann auf dem Boden, genauer auf „seiner“ Leinwand. Er tupft Farbe darauf, Farbe die er selber mischt. Rottöne, von Pink bis Lila. „Mein Blut ist auch dabei“sagt er, blickt auf und lächelt freundlich. Dann tupft er weiter. Figürliches lässt die Leinwand vermissen. Die Leinwand hat Muster, angeordnet nach einem strikten System, wie der Bonner Künstler und Hochschuldozent sagt. Was der Betrachter draus macht , sei ihm überlassen. Im Interview erzählt er mehr: Über seine Arbeit,seine Botschaften, das Nah-Sehen. Und was es mit der „Reichsapfelsaftkunde“ auf sich hat.
XI Künstlerportrait 2- „Von Geräuschen und Klängen“ – Nathalia Grotenhuis
Aus den mindestens acht Lautsprechern, die in der Kirche aufgestellt und aufgehangen sind, brabbelt spricht, kracht und klirrt es plötzlich. Der versonnen gedankenschweifende Flaneur schreckt in der Mitte des Raumes stehend auf. Zu- und Hinhören ist jetzt gefragtUrbanes Crescendo trifft auf eine männliche Stimme, die ein Gedicht vorliest, dann ein Paukenwirbel. Nathalie Grotenhuis, die Klangkünstlerin aus Mainz probt. Automatisch bleibt man stehen. Neben dern Installationen spielt sie auch Marimba und Schlagwerk. Im Interview spricht sie über Klang als Kunst, den Heimatklang und wie sie Neues entdeckt.
XII Künstlerportraits 3 – „Bewegung entdecken“- Birgit Häger
Die „Leere “ wird beim Projek+ION auch mit tänzerischen Bewegungen erfüllt. Wiederum etwas ganz neues für einen sakralen Raum. Birgit Häger, Mitglied des Tanzensembles „Momentum“, Choreografin und angehende Tanztherapeutin stellt im Interview dar, wie die Bewegungsform in die Kirche passt, und attestiert: „Wir bewegen uns zu wenig!“
XIII „Wo ist Gottes Heimat?“ Pastor Thomas Darscheid
Pastor Thomas darscheid liess das Stichwort für die Richtung des Interview recht schnell fallen: „heimisch sein und heimisch fühlen“.
XIV „Man kann sich nicht mehr verstecken“ /Berit Jäger und Joachim F.W. Schneider im Interview
Auch eine Video Installation mit Live- Performance an der Orgel war Teil des Projek+ION. Ich treffe die beiden Künstler Berit Jäger und JoachimFW Schneider kurz vor ihrer Aufführung. Trotz Lampenfieber wird es ein munteres, tiefgründiges Gespräch über das Künstler- Dasein, ihre Zusammenarbeit und ihre Eindrücke während der Arbeit in Neuwied.
XIV „IONen- Wanderung“ – Die Vernissage am 23.09.2018
-to be continued-
Sehenwert
- Projek+ION auf facebook
- Nic Neuhaus dokumentiert fotografisch das Projekt ION in ihrem Photoarchiv , in dem immer wieder überraschende Perspektiven und Motive zu entdecken sind.
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